Campo – Ranchita

Meilen 0 – 101

Die ersten hundert Meilen vom PCT liegen nun hinter uns. Die Anreise von Frankfurt nach San Diego verlief ohne Probleme. In San Diego haben wir zwei Freunde von Miri, Steph und Jim, getroffen und ein bisschen Sightseeing gemacht.

Am 11.04. verlassen wir ganz früh San Diego – East Village und nehmen die Orange Line Straßenbahn zur Busstation El Cajon. Hier treffen wir tatsächlich zum ersten Mal andere PCT-hiker: Alex aus Washington, Tim und Shelby aus Kanada und Meryl aus den Niederlanden.

Nach ca. 2 Stunden holpriger Busfahrt (David musste sich fast übergeben) ist es dann tatsächlich so weit. Wir steigen in Campo aus und laufen direkt ca. 3 km zum südlichen PCT-Monument am mexikanisch-amerikanischen Grenzzaun. Irgendwie wirkt es surreal, endlich hier zu stehen, nach so viel Monaten des Planens und des Wartens. Wir machen die obligatorischen Monument-Fotos schon am 11.04. und übernachten auf einem PCT-Campingplatz bei einer Pferderanch fußläufig von Monument entfernt. Offiziell dürfen wir laut unserer Permit ja erst am 12.04. los laufen.

Nach dem Frühstück auf dem Campingplatz mit Holländern, Amerikanern und Kanadiern marschieren wir zu zweit gegen 8 Uhr morgens los auf dem PCT. Die Rucksackwaage am Zeltplatz sagt etwa jeweils 12.5 kg mit 8 Tage essen und drei Litern Wasser. Die nächsten Tage werden wir im Schnitt ca. 20 – 25 km laufen. Man soll es am Anfang ruhig angehen lassen, denn die meisten „drop outs“ passieren in den ersten 3 Wochen aufgrund von Überanstrengung und Verletzungen, wie uns erfahrene Wanderer mehrmals vorgewarnt haben. Grob war unser erstes Ziel bis nach Ranchita kurz vor Warner Springs zu laufen.

Wir sind überrascht wie abwechslungsreich die kalifornische Wüste sein kann! Die Wüste befindet sich gerade in einer ungewöhnlch starken Blütezeit, weil es viel geregnet hat diesen Winter. Laut den Amerikanern ist es nicht nur Blütezeit sondern „SUPER bloom.“ Am ersten Tag sind wir noch durch eine grüne Landschaft und riesige Fliederfelder gelaufen. Überall am Wegesrand sprießen Blumen unterschiedlicher Größe, Farben und Formen hervor. Am zweiten Tag wachen wir sogar in einem nassgeregneten Zelt auf und machen uns bei Nieselregen wieder auf den Weg. Wer hätte das vorher von der Wüste gedacht. Kurz vor Mount Laguna dann Szeneriewechsel und wir befinden uns in einem herrlich duftenden lichten Kiefernwald. Miri wäre am liebsten dort geblieben. Die Landschaft ist weitläufig und bergig. Jeden Tag hat man einen anderen Postkarten-Ausblick. Hinter Mount Laguna (1802m) verlassen wir das Wäldchen und nun wird die Landschaft deutlich karger und erinnert einen mehr an eine richtige Wüste. Karge, staubige Berge und Täler liegen abwechselnd zu unserer Linken und Rechten. 

Bisher hatten wir Glück und haben noch keine Begegnung mit den gefürchteten Klapperschlangen, Skorpionen oder Spinnen gemacht. Dafür hatten wir hier schon echt heiße Tage und Aufstiege, die einen viel Energie und Kraft kosten und an Tag 6 und 7 doch sehr schmerzende Füße. Das wird aber durch die Ausblicke und Sonnenauf- und untergänge wieder etwas wett gemacht.

Was wir auch richtig feiern sind die Trail Angels und die Trail Magic. Trail Angels sind Leute, meistens Rentner und/oder ehemalige PCT-ler, die mit kalten Getränken, Snacks, Obst oder sogar warmen Mahlzeiten an Stellen stehen, wo der PCT einen Highway kreuzt. Unsere Highlights waren bislang grilled cheese sandwiches mit vegan tomato soup von Catherine und Kevin aus Orange County. Aber auch einfach eine kalte Cola ist an einem heißen staubigen Tag in der Sonne nach 3 Litern Flusswasser ein Traum.

Wir haben uns mittlerweile ganz gut eingegroovt in das neue, aber bekannte Leben draußen im Zelt. Heute machen wir dann mal einen Tag Pause, also unseren ersten Zero-Day (ein Tag an dem wir null Meilen vom PCT laufen) und haben uns ein kleines Zimmer genommen, Wäsche gewaschen und die richtige Dusche haben wir am meisten gefeiert.

Bis zum nächsten Mal! 

Eure Miri & David