Idyllwild & Big Bear

Meilen 102 – 267

Weiter geht’s! Die Etappen über Idyllwild und Big Bear hatten es in sich. Von blutigen Verletzungen, Schneewanderungen, sagenhaften Gipfelerstürmungen, sengender Hitze und Klapperschlangenschreck ist alles dabei…

Von wo wir das letzte Mal berichtet haben, wandern wir am 20.04.23 weiter von Ranchita über Warner Springs, wo wir bei einer kurzen Mittagspause in Warner andere alte Bekannte Gesichter wieder sehen. Wir wandern über wundervolle weite herrliche Wiesen über die der Wind seichte Wellen ins Gras zaubert. Hier kommen wir an Eagle Rock vorbei, einer alten, heiligen Stätte der Ureinwohner, die hier einst lebten. 

Richtung Idyllwild nehmen die Höhenmeter wieder deutlich zu und wir wandern jetzt in die San Jacinto Wilderness Area rein, die bis zum 7. April noch gesperrt war. Je weiter wir kommen, desto schwieriger wird der Weg am Ende mit vielen umgestürzten Bäumen, über die man klettern muss und einem halb zugewachsenen Weg. Erschwerend hinzu kommt ein stärkerer Wind. Da wird einem etwas gruselig bei den vielen toten, verbrannten Bäumen über einem.

Wir kommen aber gut an in Idyllwild und machen hier einen Tag Pause in der schönen, kleinen Stadt in den Bergen Kaliforniens. Hier wurde in den 20er und 30er Jahren das amerikanische Sportklettern erfunden, wie uns Richard, ein pensionierter Bergretter während der Autofahrt in die Stadt erzählt. Wir hätten uns für unseren ersten „hitch“ auf dem Trail (per Anhalter fahren) keinen besseren Fahrer vorstellen können.

Am 26.04. dann geht es ganz früh los in Richtung Gipfel des Mount San Jacinto (3302 m) über die „Devil’s Slide“ (Teufelsrutsche). Auch hier wurden wir von einem trail angel bis zum Straßenende gefahren. Im Schnee kommen wir langsamer voran als sonst und man muss etwas mehr aufpassen. Aber so können wir zum ersten Mal unsere Mikrospikes und Eisaxt testen. Miri rutscht trotzdem einmal im Schnee aus, stolpert über einen Ast und kommt mit einem blutigen Schienbein davon. Beim Aufstieg treffen wir unsere tramily (trail+family=tramily) wieder. Andere Wanderer, die wir immer wieder treffen und gemeinsam wandern und zelten, und wir erklimmen den Gipfel gemeinsam. Gegen 13 Uhr sind wir alle heil oben angekommen und machen erstmal lange Mittagspause.

Der Abstieg war richtig spaßig in der großen Gruppe. Anstatt den eigentlichen Weg zu nehmen, der ohnehin nicht sichtbar ist unter dem ganzen Schnee, suchen wir uns unsere eigene Abkürzung und rutschen die meiste Zeit auf dem Popo die Hänge hinunter, bewaffnet mit der Eisaxt, falls man Mal nicht zum stehen kommt.

Die Sonne wird heißer über den Nachmittag und im matschigen Schnee werden wir noch langsamer und man rutscht öfter aus. David rutscht einmal einen Steilhang hinunter und muss sich mit der Eisaxt self arresten. Glück gehabt. Etwas später stürzt er unglücklich und kugelt sich die dabei Schulter aus (nach 5 Sekunden ist sie wieder eingerenkt). Das passiert alle paar Jahre und ist deshalb nur halb so wild wie es sich anhört. Es wird spät und wir verlieren den eigentlichen Trail im Schnee. Gemeinsam mit der Gruppe beschließen wir auf einem ebenen Plätzchen im Schnee zu zelten und dann morgen weiter frisch den Abstieg zu wagen. So campen wir zum ersten Mal auf Eis und Schnee auf dem PCT und verbringen eine eisige Nacht in Wind und Kälte.

Mit etwas schmerzender Schulter und schrammigen Knie verlassen wir den Schnee und steigen weiter ab in ein brütend heißes Tal, in dem viele Klapperschlangen leben sollen. Und oh Schreck! David bemerkt die Klapperschlange erst als sie unter seinen Füßen ist und schreckt schreiend nach hinten zurück. Zum Glück hat die Schlange ihn nicht gebissen, sondern ging nur klappernd ihres Weges. Insgesamt war das die 3te von bislang 4 Begegnungen auf oder direkt am Trail.

Später als wir das tiefe, heiße Tal (35°C) wieder verlassen und weiter nach Big Bear aufsteigen müssen wir den ersten größeren Fluss überqueren, den White River. Die starke Strömung hätte Miri fast umgehauen, aber es ist zum Glück alles gut gegangen. Zum Glück hat sie sich endlich Trekking Stöcke in Idyllwild gekauft. Ohne die wäre es wohl nicht gegangen. Zusätzlich hat sich David einen Wolf gelaufen. Jetzt wissen wir auch wie sich das anfühlt…

Am nächsten Tag überqueren wir einen kleineren Gebirgsbach, den Mission Creek, wohl über 20 Mal und haben den ganzen Tag nasse Füße, aber bei der Hitze war das gar nicht mal so schlimm.

Auch hier wieder tolle Ausblicke auf schneebedeckte Berge und weite Täler. Auch hier enttäuscht der PCT nicht. Als wir nach Big Bear Lake reinlaufen, wird die Hitzewelle der letzten 2 Tage abgelöst durch ein paar kältere Tage um die Null Grad. 

Das war’s erstmal von uns. Wir hoffen die Fotos sprechen für sich 🙂 bis zum nächsten Mal!

Eure David&Miri

Big Bear Lake, 02. Mai 2023

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Pat

    Hammer 🙂 Vllt. wacht ihr morgen früh sogar mit Schneefall auf, bevor es dann nach und nach trockener und heißer wird. Aber ihr seid da App-mäßig wahrscheinlich eh gut aufgestellt. Weiter happy trails!

    1. DavidundMiri

      Heihei Pat! Danke und ja haha wir sind am 04.05. tatsächlich im Schneesturm aufgewacht und waren eingeschneit 😀 woher wusstest Du das? 🙂

  2. Aruna

    Ohh wow! Sehr spannend und unterhaltsam, musst paar mal lachen 🙂 hoffe es geht euch gut! Danke für teilhaben lassen! Wünsche euch beiden weiterhin viel Spaß auf eurem Trail! Einfach mega dass ihr das macht!! Sehr schöne Bilder 🙂

    1. DavidundMiri

      Danke Aru und uns geht’s gut! Morgen laufen wir weiter. Hoffen Du hattest einen schönen Geburtstag 😉 alles Liebe nochmal nachträglich 🙂

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